Übersäuerung 

Viele Hundebesitzer beschäftigt ein häufiges Problem, der Hund erbricht sich regelmäßig, oftmals in den frühen Morgenstunden, aber auch kurz von den Mahlzeiten. Meist besteht das Erbrochene aus Magensaft oder gelblichem Schaum. Verständlicher Weise, fragen sich Frauchen und Herrchen dann, ob der Hund etwas falsches gefressen hat, sein Futter nicht mehr verträgt oder vielleicht sogar eine Erkrankung vorliegt. Das dies meist nicht der Fall ist und was es mit der Übersäuerung und des so genannten nüchternen Erbrechens auf sich hat, möchte ich in diesem Artikel gerne einmal näher betrachten.

Die Übersäuerung
Die Übersäuerung des Hundes, ist sowohl für den Hund, als auch für den Besitzer sehr unangenehm. Wir erklären Euch, wie es zur Überproduktion der Magensäure kommt und was hierbei im Körper passiert.

Wie kommt es zur Überproduktion der Magensäure?
Im Gegensatz zum Menschen, produziert ein Hund nicht den ganzen Tag über Magensäure und Verdauungsenzyme. Er stellt sie nur dann in passender Zusammensetzung her, wenn Futter in den Magen gelangt. Nun haben viele Hundebesitzer die Angewohnheit, ihre Vierbeiner zu den immer gleichen Tageszeiten zu füttern, oft mehrmals am Tag. Dies führt dazu, dass der Hund lernt bestimmte Rituale, wie das Herrichten des Futters oder auch schon der Gang zum Lagerplatz der Nahrung, mit der Futteraufnahme zu verknüpfen.

Das hat zur Folge, dass der Magen des Hundes in Erwartung auf Futter schon im Vorhinein beginnt Magensäure zu produzieren. Es wird demnach Säure, in nicht mehr zum Bedarf passender Menge und  Zusammensetzung produziert. Bei den meisten Hunden wird zu viel hergestellt, bei einigen auch zu wenig.

Was passiert bei einer Über- oder Unterproduktion der Magensäure?
Hunde die an einer Überproduktion von Magensäure leiden, bekommen zwischen den Mahlzeiten anhand der aufsteigenden Magensäure, Sodbrennen. Dies führt zu Übelkeit, was sich oft mit Schmatzen und schlecken über die Nase äußert, bis hin zum Erbrechen der Magenflüssigkeiten. Das gegebene Futter reicht also nicht für die vorhandene Säure aus und so entsteht ein Überschuss.

Bei Hunden die zu wenig Magensäure herstellen, kann die Nahrung nicht mehr vollständig verwertet werden, dadurch entstehen Verdauungsprobleme. Anzeichen hierfür, sind gesteigerter Kotabsatz oder sichtbare Knochenfragmente im Kot. Dies passiert häufiger bei Barf-Anfängern, Knochenunerfahrenen oder erkrankten Hunden.

Die innere Uhr des Hundes
Die innere Uhr des Hundes ist oftmals sehr ungenau im Bezug zur Futteraufnahme. Es kann also möglich sein, dass der Hund schon einige Stunden vor der Fütterung beginnt in Erwartung aufs Futter seine Magensäfte zu konzentrieren. Dasselbe passiert, wenn eine Fütterung einmal etwas später als gewohnt stattfindet. Auch bei Hunden, bei denen ein vermeintlich unregelmäßiger Tagesablauf praktiziert wird, können jedoch die gleichen Probleme entwickelt werden.

Bedingt dadurch, dass die innere Uhr der Tiere von außen durch unseren Tagesablauf beeinflusst wird.

Beispiel zur Funktion der Inneren Uhr
Angenommen, Bodo bekommt Abends in einem Zeitraum zwischen 17 und 22 Uhr sein Futter, geht man also davon aus, dass dies einer sehr unregelmäßigen Fütterung entspricht. Dennoch tritt bei Bodo ab und an eine Übelkeit mit Erbrechen auf. Nun stellt sich die Frage nach dem Warum.

Bei genauerem hinsehen stellt man fest, dass die Besitzer im Schichtdienst arbeiten, dadurch zu unterschiedlichen Zeiten heimkommen, sie Bodo das Futter doch jeweils immer eine Stunde nach dem Nachhause kommen vorsetzen.  Ab und an kommt etwas dazwischen, wie eine Yoga Stunde oder ein Telefonat. Nun beginnt Bodo nüchtern zu Erbrechen, da er sein Futter zwar zu unterschiedlichen Zeiten bekommt, sich jedoch schon mit seiner inneren Uhr darauf eingestellt hat, dass es ca. eine Stunde nachdem Frauchen/Herrchen heimkommen, etwas zu futtern gibt.

Die meisten Besitzer oder auch Tierärzte sehen diesen Zusammenhang nicht und können sich somit nicht erklären, wieso Bodo, trotz unregelmäßiger Fütterung, Magensäure erbricht.

Wie kann man es besser machen?
Einige der betroffene Hundebesitzer, bunkern zum Beispiel am Bett kleine Leckerlies, welche sie ihren Lieblingen morgens, verabreichen um damit das Problem abzuschwächen. Dies entschärft vielleicht erst mal die Situation, behebt jedoch nicht die Ursache des Problems.

Wichtiger als nur die Uhrzeit im Auge zu haben, sollte man darauf achten, Rituale zu vermeiden. Als Ritual kann alles gewertet werden, was den Hund erkennen lässt, dass es nun gleich Fressen gibt.

Hierzu zählt z. B. immer nach dem Spaziergang Futter zu geben. Dieses Ritual lässt sich einfach auflösen, indem man unwillkürlich einmal vor dem Gassi ( ausreichend Verdauungszeit geben )und einmal danach füttert. Bei sehr sensiblen Hunden kann es sogar ausreichen, nur beim Zubereiten der Mahlzeit zuzuschauen. Dauert die Zubereitung zu lange, kann der Hund damit schon in eine stark Magensäure produzierende Phase eintreten. Der Eintritt in diese Phase, ist von Hund zu Hund sehr unterschiedlich und muss individuell betrachtet werden. In diesem Fall ist es sinnvoll, das Futter für den nächsten Tag gleich im Anschluss zur Futtergabe vorzubereiten und dann im Kühlschrank kühl zu stellen. Am Tag darauf, das Futter ganz beiläufig zum Beispiel vor dem Spaziergang zum aufwärmen aus dem Kühlschrank heraus stellen.

Kurz vor der Fütterung, sollte dann auch nicht allzu viel Zeit vergehen, bis der Hund ans Futter darf. Sprich lange Rituale bezüglich der Futterfreigabe am besten unterlassen.

Diese Rituale haben für unsere Vierbeiner meist einen höheren Stellenwert, als die reine Uhrzeit, wobei man natürlich trotzdem keine exakte Uhrzeitroutine einführen sollte.

Solch kleine Änderungen können enorm helfen, um die vorzeitige Säureproduktion zu unterbinden.

Interessanter Weise, ist es auch oft so, dass nach dem ersten durchbrechen solcher Rituale, ein vorübergehendes einschleichen erneuter Rituale oder Uhrzeiten, Symptome nicht mehr, oder nur noch in sehr abgeschwächter Form auftreten lässt. Dies gilt besonders bei der Umstellung von zwei Mahlzeiten auf eine am Tag.

Hilfsmittel zur Behandlung 
Am besten lässt man sich hierzu vom Tierarzt oder dem Heilpraktiker beraten. Da dies jedoch auch nur eine symptomatische Behandlung ist, sollte man dennoch nach der eigentlichen Ursache des Problems suchen.

Funktionsweise des Magens inKürze
Beginnen wir mit dem Maul des Hundes. Das Futter wird durch eine relativ hohe Speichelproduktion, welche Vorverdauungs-Enzymfrei ist, heruntergeschluckt. Er dient lediglich dazu, das Futter besser abschlucken zu können. Dies macht Sinn, da der Hund von Natur aus ein Schlinger ist und nicht darauf ausgelegt ist zu kauen.

Das Futter gleitet nun also durch die Speiseröhre hinunter in den Magen.

Der Hundemagen, ist im Vergleich zur Körpermasse des Hundes extrem groß, bedingt durch seinen faltensackähnlichen Aufbau, sehr dehnfähig und verhältnismäßig kurz. Er besitzt unter anderem, verschiedene Arten von Drüsen. Hauptzellen zur Vorenzymproduktion und Belegzellen zur Magensäureproduktion. Er besitzt Längs- und Ringmuskulatur und keine Klappen am Magenein- und ausgang.

Der Hundemagen ist ein starker Muskel. Durch einen Schlüsselreiz an den Drüsen, der durch Proteine (Fleisch) ausgelöst wird, wird die Säureproduktion gestartet. Die Hauptzellen produzieren die Enzymvorstufen Pepsinogen und Kathepsinogen, zur selben Zeit beginnen die Nebenzellen mit der Schleimproduktion, dieser legt sich dabei schützend vor die Magenwände. Die Belegzellen produzieren daraufhin Magensäure.

Erst die Kombination von Magensäure mit den Vorenzymen, lässt durch Abspaltung von Aminosäuren die eigentlich benötigten Verdauungsenzyme Pepsin und Kathepsin entstehen.

Würden diese Enzyme bereits ohne gefüllten Magen entstehen, könnte der Magen dadurch Schaden nehmen, da die schützende Schleimschicht noch nicht vorhanden ist.

Unterschiede und Hinweise zur Fütterung
Die Art der Fütterung kann Auswirkungen auf die Übersäuerung haben. Wir fassen die Unterschieden zusammen und geben Hinweise zur Fütterung.

Übersäuerung trat bei Trockenfuttergabe nicht auf
Wird ein Hund von Trockenfutter auf Rohnahrung umgestellt und zeigt erst seitdem diese Symptome, obwohl der Hund vielleicht vorher sogar auf feste Fütterungszeiten konditioniert war, wird ein unsicherer Besitzer vielleicht sofort daran zweifeln, ob die Umstellung wirklich das Richtige war.

Der Grund, wieso der Hund vor der Umstellung keine Probleme mit der Magensäure hatte, dies aber bei Rohfutter auftritt, ist recht simpel.

Die Zusammensetzung der Magensäure bei einem roh ernährten Hund ist schlichtweg eine ganz andere. Der PH-Wert liegt deutlich niedriger, als bei einem mit Trockenfutter ernährtem Hund. Bei stark getreidehaltigem Trockenfutter kann es sogar passieren, dass der PH Wert einen nahezu neutralen Status erlangt, weil das Futter hierbei rein enzymatisch verdaut wird.

Eine dementsprechende Magensäure greift verständlicherweise die Magenwand weitaus weniger an, als eine Magensäure die auf rohes Fleisch und Knochen eingestellt ist.

Dies bedeutet allerdings nicht, dass die Umstellung falsch war, denn physiologisch gesehen,  ist der Hund darauf ausgelegt, rohe
Nahrung zu sich zu nehmen.

Ist es in manchen Situationen sinnvoll meinen Hund zu genauen Uhrzeiten zu füttern?
Es gibt auch seltene Ausnahmen, in denen es besser für den Hund ist, ihn auf eine Uhrzeit oder ein Ritual zu konditionieren.

Hat man einen kranken Hund mit Organstörungen, gibt es gute Gründe, sich eine Vorproduktion von Verdauungssäften zum Vorteil zu machen. Dies gilt speziell bei autoimmunbasierten Krankheiten der Magenschleimhaut oder Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis). Hier kann die Konditionierung zur vorzeitigen Anregung der Magensäfte Linderung verschaffen, indem das Futter besser bzw. schneller verdaut werden kann und dadurch nicht so lange im Magen verweilt. Das sollte allerdings immer sehr individuell betrachtet und mit dem Tierarzt abgesprochen werden.

Entscheidet man sich dafür, sollte man sich aber wirklich an einen vorgefertigten Zeitplan halten, ohne davon abzuweichen, wenn man Erfolg damit haben möchte.

Anzahl der Mahlzeiten anpassen
- Dieser Punkt gilt nur für adulte Hunde.

In vielen Fällen, kann es auch helfen, den Hund von zwei bis drei Mahlzeiten am Tag auf eine Mahlzeit umzustellen. Das hat den Vorteil, dass der Magen nur einmal am Tag dazu angeregt wird Magensäure zu produzieren. Des Weiteren, sollte diese eine Mahlzeit zu unterschiedlichen Tageszeiten gefüttert werden, umso unterschiedlicher umso besser.

Warum stückiges Fleich, anstatt gewolfter Nahrung zur Verbesserung beitragen kann
Der Magen hat das Ziel, die Nahrung in eine bestimmte Partikelgröße zu zerkleinern. Kommt diese nun im Magen an, fängt die Produktion der Magensäure an. Da die Enzymdrüsen, die für die jeweiligen Verdauungsenzyme zuständig sind, in den Falten des Magens sitzen, müssen diese erst einmal aktiviert werden . Das heißt also, umso größer die Menge und die Stücke sind, die mit den Falten in Berührung kommen, desto stärker muss sich der Magen entfalten.

Mit Hilfe von Walgbewegungen im Zusammenspiel mit der Magensäure, zerreibt der Hundemagen das aufgenommene Futter.

Die Nahrung wird hierbei immer in Schichten abgearbeitet. Je größer die Stücke sind, desto länger dauert dieser Vorgang. Hierbei beginnen die Enzyme im Magen zu arbeiten und fangen an, Nährstoffe durch Zersetzungsprozesse freizugeben. Diese werden im Anschluss vom Darm aufgenommen und können dem Organismus zur Verfügung gestellt werden.

Gelangt das Futter nun bereits in gewolfter Form in den Magen, steht dies in keiner Relation mehr, zu der großen Magenoberfläche und wird dementsprechend schnell zum fertigen Brei verarbeitet. Sobald diese spezifische Breimasse erreicht ist, wird die Nahrung vom Magen zum Darm weitergeleitet.

Durch dieses schnelle Arbeiten des Magens, haben die Enzyme weniger Zeit, die Nährstoffe aus der Nahrung vorzubereiten. Es werden also weniger Nährstoffe für den Körper bereitgestellt. Die Folge ist, dass die Kotmenge ansteigt und das Futter nicht optimal verwertet werden kann. Da auch die Magensäure weniger zu tun hat, kann am Ende eine zu hohe Menge zurück bleiben, was wiederum zur Übersäuerung führt. Es hat also, in doppelter Form, Nachteile für einen gesunden Hund.

Ein weiterer Punkt, warum stückiges Futter besser geeignet ist, ist das Sättigungsgefühl des Hundes. Dieses wird durch zwei Faktoren beeinflusst. Zum einen, wie beim Menschen, die Fülle des Magens, aber zum anderen auch, durch den Nährstoffgehalt im Blut. Zwei Faktoren, die durch stückiges Futter positiv unterstützt werden.

Ein Hund wird also schneller und zudem auch länger satt sein, durch das Verfüttern von großen Fleischstücken. Dies gilt beim barfen mit Gemüse und Obstanteil übrigens nicht für die pflanzlichen Stoffe. Diese sollten nur in pürierter Form verwendet werden, da dem Hund die Enzyme fehlen, um große pflanzliche Bestandteile zersetzen zu können.

Fazit zur Behebung des Problems
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass bei betroffenen Hunden, eine Kombination aus den aufgeführten Punkten helfen kann, eine Übersäuerung zu vermeiden.

- ritualfrei füttern
- unregelmäßige Uhrzeiten bei der Fütterung
- füttern in großen Stücken
- Umstellung von mehreren auf eine Mahlzeit am Tag (nur bei adulten Tieren)

Halten die Symptome über einen längeren Zeitraum an, ist es mit Sicherheit auch kein Fehler, den Tierarzt mit ins Boot zu holen.