Hunde Papiere

Anerkannte und Nicht Anerkannte

Die Überlegungen zur Anschaffung eines Hundes werden zumeist von der Frage begleitet, wo der Hund eigentlich herkommen soll – Tierheim oder Züchter? Nun will ich nicht an dieser Stelle die Frage ausfechten, was denn nun besser sei: Tierheim oder Zucht. Diskussionen dieser Art finden sich auf nahezu jedem Hundeplatz, in Tierarztpraxen oder auf Freilaufflächen.

Fest steht:
In Tierheimen kann Mensch und Familie den treuen Begleiter finden. Ob jung oder alt. Eine große Zahl von Hunden mit traurigem Schicksal finden sich in Tierheimen. Diese suchen dringend ein zu Hause oder gar einen Gnadenplatz.

Für den zukünftigen Hundehalter, der einfach „nur“ einem Hund ein neues zu Hause geben möchte, ist ein Tierheim sicher ein Ort, an dem er auf alle Fälle mal schauen sollte. Genauso wie ein verantwortlicher Züchter in der Regel beurteilen kann, ob der Hund zu einem passt, können auch die Betreuer in Tierheimen hier helfen den richtigen Hund für einen zu finden.


Entscheidung für den Rassehund

Steht der Entschluss fest einen Rassehund zu kaufen, wird man möglicherweise gefragt, warum es denn kein Mischling werden soll. Oft wird mit unzähligen Beispielen zu überzeugen versucht, dass Mischlinge die gesünderen Hunde seien. Nun dem ist nicht so. Das Institut Tierzucht und Genetik der Veterinärmedizinische Universität Wien, stellte bei einer wissenschaftlichen Untersuchung fest, dass die landläufige Meinung, Mischlinge seien grundsätzlich gesünder, nicht richtig ist. Zu einem ähnlichen Ergebnis gelangte man bei der Auswertung von Patientendaten der Tierärztlichen Hochschule Hannover.



Impfausweis und EU-Heimtierausweis


Ist die Hunderasse anerkannt oder nicht?

Hin und wieder kommt es vor, dass sich jemand einen Hund angeschafft hat und danach erfährt, dass sein Hund nicht über die „richtigen“ Hundepapiere verfügt, weil diese nicht anerkannt sind.

An dieser Stelle sollten wir gleich festhalten, dass der Hund dadurch nicht automatisch schlechter wird oder gar weniger wertvoll!
Jetzt fragt sich der Hundehalter:

WAS SIND DEN NUN DIE ANERKANNTEN PAPIERE, WAS VERBIRGT SICH ALLES DAHINTER UND VOM WEM WERDEN DIESE ANERKANNT?

Die einzigen Dokumente, die sowohl behördlich als auch international anerkannt sind, sind der Impfausweis sowie der EU-Heimtierausweis.

EU-Heimtierausweis

Bei den sogenannten anerkannten Papieren, welche immer wieder angeführt werden, handelt es sich erst einmal um nichts anderes als einen Abstammungsnachweis eines Zuchtvereins, dem der Züchter angeschlossen ist. Innerhalb dieses Vereins und in der gegebenenfalls übergeordneten Dachorganisation sind diese Papiere anerkannt. Die Papiere können, müssen aber nicht, von dritten Vereinen oder Verbänden anerkannt sein. Züchter welche keinem Verein angeschlossen sind, verfügen in der Regel über keine Abstammungsnachweise beziehungsweise über keine, die von einem Zuchtverein anerkannt werden.

Mir ist lediglich in einem Gebiet, nämlich dem Jagdhundewesen, bekannt, dass die Abstammungsnachweise eine gesetzliche Anerkennung erfahren, sofern das jeweilige Landesjagdgesetz explizit in ihrer Regelung zur Prüfung brauchbarer Jagdhund bestimmte Papiere voraussetzt. Diese Regelungen dürften aber in den nächsten Jahren gänzlich von der Bildfläche verschwinden.


Die Abstammungsurkunde

Ein Großteil der Diskussionen rund um die Hundezucht beschäftigt sich mit Thema der Papiere. Teils hitzig wird hier diskutiert. Immer wieder ist dabei die Aussage zu hören, der Hund benötige die richtigen Papiere. An dieser Stelle will einmal gesagt sein, dass der Hund diese Papiere nicht benötigt, ja er kann nicht einmal was damit anfangen, geschweige denn, dass sie ihn satt machen – ok für einen Moment vielleicht. Die Papiere benötigt der Mensch der mit dem Hund irgendetwas vorhat, sei es Zucht, Ausstellungen, Sport und so weiter.

Aber was sagen die Papiere eigentlich aus? Weiter oben erwähnte ich, dass es sich bei den Papieren um eine Abstammungsurkunde handelt, die in der Regel von einem Verein bestätigt oder sogar selbst ausgestellt wurde. Jetzt finden sich unzählig viele Vereine, Clubs oder Verbände, denen sich Züchter angeschlossen haben. In der Regel verfügen diese Vereinigungen über ein Regelwerk, welches die Hundezucht regelt. Jetzt ist es so, dass einige Vereine über ein sehr detailliertes Regelwerk verfügen, andere hingegen eher über eine Leitlinie.


Ahnentafel für Hunde

Auf der Ahnentafel, wie sich die Abstammungsurkunde auch gelegentlich nennt, finden wir neben den Eltern unseres Hundes auch deren Großeltern, Urgroßeltern und Ur-Urgroßeltern. So dass sie quasi einen Stammbaum aufzeigen, der die Abstammung unseres Hunde aufzeigt. Neben den Angaben der Eltern finden sich auch Angaben zu Prüfungen, Titeln aus Shows und Prüfungswesen sowie Angaben zu medizinischenBefunden.

Um sich im Wirrwarr der ganzen Abkürzungen zu Recht zu finden empfiehlt es sich, dass der potenzielle Hundekäufer sich vorab informiert und den Hundezüchter dazu befragt. Da die Papiere nicht nur über die Ahnen eines Hundes informieren, sondern auch über die Zuchtstätte und dem zugehörigen Verein, ist es für den Hundekäufer empfehlenswert, sich etwas näher mit dem Verein zu beschäftigen und Informationen über dessen Zuchtordnung einzuholen.


Zuchtordnung

Zur Aufmerksamkeit sei angeraten, wenn der Verein einem übergeordneten Verbandangeschlossen ist. Die übergeordneten Verbände stellen oftmals nur die Rahmenbedingungen fest, eine genauere Zuchtordnung findet sich in den Vereinen wieder. In den Zuchtordnungen werden verbindlich die Regeln der Zucht aufgestellt. Neben den Voraussetzungen, die für die Zuchthunde detailliert geregelt werden, werden auch die Anforderungen an Züchter und Zuchtstätte angeführt. Eine wesentliche Voraussetzung an den Zuchthund, ist in erster Linie der gesundheitliche Aspekt.
In der Regel darf nur mit gesunden und wesensfesten Hunden gezüchtet werden. Jede Hunderasse verfügt über einen ganzen Katalog an Krankheiten, die erblich bedingt sind oder begünstigt werden. Auf diese Merkmale hin werden die Hunde untersucht; zumindest zum Teil, nicht alle erbbedingten Krankheiten werden in den Zuchtordnungen festgehalten.

Man kann daher sagen, je detaillierter die Anforderungen in der Zuchtordnung aufgestellt sind, desto mehr sind Züchter angehalten ihre Zuchthunde untersuchen zu lassen. Darüber hinaus könnten jedoch auch nicht in der Zuchtordnung geregelte Krankheiten, durchaus im Rahmen der Eigenverantwortung des Züchters untersucht werden. In nahezu jedem Verein finden sich Vorreiter, die sich ihrer Verantwortung besonders bewusst sind und ein mehr an Forderungen an sich selbst beziehungsweise an ihre Zucht stellen.


Richtige oder falsche Hundepapiere

Nachdem wir uns nun erst einmal herangetastet haben um überhaupt Klarheit über Papiere zu erlangen, kommt zwangsweise die Frage nach den richtigen Papieren auf. Im Allgemeinen werden unter den „richtigen oder anerkannten“ Papieren, die Papiere vom Österreischischen Kynologenverband kurz ÖKV gemeint. Nun wird man sich die Frage stellen: Warum ausgerechnet müssen es ÖKV-Papiere sein? Der ÖKV ist der Dachverband vieler angeschlossener Vereine und als Vertreter Österreichs in der Fédération Cynologique Internationale (FCI) vertreten. Daraus ergibt sich schon einmal ein großes Netzwerk an Vereinen und Dachverbänden die untereinander ihre Papiere anerkennen. Erwägt man in einem Verein, der dem ÖKV angeschlossen ist, zu züchten, so bedarf es in der Regel Papiere, die in dem angeschlossenen Verein eine Anerkennung erfahren.
Auch bei Ausstellungen, welche vom ÖKV betreut werden, benötigt der Hund anerkannte Papiere. Nicht viel anders sieht es bei den Verbänden und Vereinen aus, die nicht im ÖKV organisiert sind. Auch hier benötigen Hunde in der Regel Papiere, die vom organisierenden Verein oder Verband Anerkennung erfahren.


Hundepapiere: Ein Merkmal von Qualität?

Die vermutlich schwierigste Frage ist die Frage, ob die Hundepapiere etwas über die Qualität der Zucht aussagen. Dies ist relativ zu betrachten: Die jeweiligen Vereine geben, wie bereits erwähnt, die Mindestanforderungen an die Hundezucht vor. Die Vereine und Verbände sind in der Regel bemüht auch die Einhaltung im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu überwachen. Aber eben nur im Rahmen ihrer Möglichkeiten – und diese sind doch teilweise sehr eingeschränkt.

Andere vertrauen hierbei ganz ihren Züchtern und verzichten auf nähere Kontrollen durch eigene Zuchtwarte. Trotzdem kommt es auch in Vereinen mit Kontrollwesen, hier und da immer wieder zu Verstößen. Das zeigt einerseits, dass jedes System seine Schwachpunkte hat, andererseits dass die Überwachung immer mal wieder gut greift. Letztendlich kann aber kein Welpenkäufer absolut sicher sein, dass der Vater auf den Papieren auch wirklich der Vater seines Welpen ist. Nicht grundlos fordern selbst Züchter aus gut funktionierenden Vereinsstrukturen und Kontrollwesen immer mal wieder einen Vaterschaftstest. Papier ist bekanntlich geduldig und das darauf Geschriebene vom Wahrheitsgehalt der getätigten Angaben abhängig.

Auch dass viele Hundezüchter auf ihren Seiten damit werben, mit gesunden und wesensfeste Hunden zu züchten, muss kein Indiz für eine Qualitätszucht aus Verband XY sein. Denn mal ehrlich:

KEIN ZÜCHTER WÜRDE DAS GEGENTEILIGE SCHREIBEN, ZUMAL ES EINE SELBSTVERSTÄNDLICHKEIT SEIN SOLLTE, NUR MIT FITTEN TIEREN ZU ZÜCHTEN.

Man kann dies zwar als wichtigen Punkt betrachten, ist aber in Züchterkreisen nicht mehr als eine obligatorischer Aussage, ähnliche der wie man sie täglich als Gruß- oder Abschiedsformel verwendet.
Nicht selten wird mit gesundheitlichen Untersuchungen regelrecht geworben. Oftmals handelt es sich es hierbei aber in der Tat nur um jene, die die jeweilige Zuchtordnung als zwingend vorrausetzt.

Gerne wird von Hundezüchtern angeführt, dass sich ihr Verein besonders strenge Regeln auferlegt. Merkwürdig mutet es aber an, wenn man mitbekommt, dass Vorreiter, welche weitere Zuchtregeln befürworten, es schwer haben sich an der Basis durchzusetzen. Die Qualitätsvermutungen relativieren sich, wenn sich bei genaueren Hinschauen herausstellt, dass sich die Basis nur an das Mindestmaß hält und es oftmals dabei belässt oder gar Lockerungen diesbezüglich in den Zuchtordnungen einfordert.

Man kann anhand der Hundepapiere die Abstammung zurückverfolgen und eigene Forschung betreiben. Auch für einen Züchter sind diese Papiere ein wichtiges Instrument um geeignete Zuchtpartner zu finden. Daher stellen sie immer noch einen wichtigen Teil im Zuchtwesen dar. Allerdings steht und fällt das Ganze mit der Richtigkeit der Angaben.


Fazit: Hundepapiere sind kein Garant

Die Wahrscheinlichkeit, dass Hundepapiere etwas über eine höhere Qualität der Zucht aussagen, kann gegeben sein, wenn Zuchtordnungen sehr vieles regeln und die Einhaltung auch überwacht wird – muss aber nicht. Auch andere Zuchtstätten aus weniger gut organisierten Zuchtvereinen beziehungsweise mit nicht so detailreichen Zuchtregeln, oder sogar vereinslose Züchter, können nach hohen eigenen Anforderungen züchten, und eine hohe Zuchtqualität erlangen.

NUR WEIL ETWAS NICHT NIEDERGESCHRIEBEN WURDE, BEDEUTET ES NICHT ZUGLEICH, DASS DER ZÜCHTER NICHT SEINER VERANTWORTUNG BEWUSST IST.

Egal wie gut und detailliert eine Zuchtordnung gestaltet ist, entbindet diese keinen Züchter von der notwendigen Eigenverantwortung! Die wesentlichen Punkte bleiben also der Eindruck der Hunde, des Hundezüchters und das Vertrauen zueinander. Der Welpenkäufer sollte nicht blindwegs alles glauben was ihm gezeigt und aufgezeigt wird. Er sollte sich selbst um Informationen bemühen und Vergleiche anstellen, damit er seinen passenden Hund aus einer ordentlichen Zucht erhält.